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„Slow Aging“
in der Schönheitsmedizin

Weniger „große“ Eingriffe wie Liftings und dafür mit gezielter Prophylaxe frischer und jünger aussehen: Was genau in der Vorsorge getan werden kann und muss, hängt von den individuellen Voraussetzungen ab.

„Slow Aging“ wird in der Kosmetik, bei Nahrungsergänzungsmitteln und auch in Zusammenhang mit Vorsorgemedizin beworben. Es handelt sich dabei aber keineswegs nur um einen Trend oder ein modisches Schlagwort. Gerade in der Ästhetischen Medizin kann „Slow Aging“ als Zeitenwandel verstanden werden.

Alter ist nicht gleich Alter
Den beliebten Allgemeinplatz „Man ist so alt, wie man sich fühlt“ glauben viele nicht mehr, wenn sie in den Spiegel schauen und unzufrieden damit sind, wer zurückblickt. Auch wenn die Alterungsprozesse grundlegend gleich ablaufen – die Haut wird dünner und verliert an Elastizität, die stützenden Fettpölsterchen im Gesicht schwinden (das Gesicht „rutscht nach unten“) –, ist die Frage, was individuell passiert und wie schnell. Wie komplex die Frage nach dem Altern ist, zeigt sich auch daran, dass es keine einheitliche Theorie des Alterns in der Medizin gibt, es lassen sich Dutzende Ansätze finden, wie das Altern zu definieren ist, wobei körperliche und psychische Prozesse berücksichtigt und im Wechselspiel betrachtet werden müssen. Auf Zellebene spricht man von einer Verkürzung der Telomere, die für die komplikationsfreie Replikation der Zellen sorgen – je kürzer diese werden, desto fehleranfälliger der Prozess der Zellerneuerung. Und je kürzer die Telomere, desto früher treten eben auch Alterungsprozesse ein (wie u. a. auch Navarro-Ibarra, Hernández und Caire-Juvera wissenschaftlich nachgewiesen haben). Die „Fehleranfälligkeit“ in der Erneuerung der Körperzellen geht natürlich auch mit einer Verlangsamung von Prozessen einher. Der durchschnittliche Hauterneuerungsprozess dauert 28 Tage, schon ab Mitte 20 beginnt sich dieser schleichend auf 30 Tage und mehr zu verlangsamen.

Hautalterung aktiv vorbeugen
Es mag nach langweiligen Allgemeinplätzen klingen, aber grundlegende Maßnahmen helfen meiner Erfahrung nach am besten: Wenig Rauchen und Alkohol, allgemein ein gesunder Lebensstil mit der häufig empfohlenen mediterranen Ernährungsweise (frische Früchte, Salat, Olivenöl, Fisch, Nüsse, …), die antientzündlich wirkt. Ein Faktor, der aber gern unterschätzt wird: Sonnenschutz! Sonneneinstrahlung hat auch schon im Frühjahr eine hautschädigende Wirkung. Sie verursacht über Sonnenbrände und Pigmentflecken hinaus Schädigungen in der Tiefe der Haut, die für klarere Altersschäden sorgen, als sie zum Teil sogar bei Rauchern vorhanden sind. Eine Sonnencreme mit UV-Schutzfaktor 50 ist daher im Frühjahr und im Sommer ein Muss für die Erhaltung von jugendlicher und elastischer Haut.

Warum schon mit 30 zum Beauty Doc?
Das klingt im ersten Moment widersinnig, aber beim Zahnarzt und anderen Fachärzten ist die regelmäßige Vorsorge auch längst etabliert. Warum daher nicht schon mit 30 zum Beauty Doc, Dermatologen oder Schönheitsmediziner? Der geschulte Blick eines Facharztes kann dabei helfen, rechtzeitig festzustellen, wo sich Schwachstellen befinden und worauf man in den nächsten Jahren und Jahrzehnten achten soll. Ich setze auf Zehnjahrespläne, um zu erheben, was die beste Pflege für den jeweiligen Hauttyp ist, wie sich das Gesicht verändern und wo die Mimik für ausgeprägte Falten sorgen wird, wo sich Hautveränderungen wie Pigmentflecken auswirken können usw. Frühzeitige Beratung kann auch ein Bewusstsein dafür schaffen, an welchen Stellen oder in welchem Umfang Injektionen und Filler in Zukunft vonnöten sein können, um allzu ausgeprägtes Minenspiel und tiefe Falten auszugleichen.

Was gegen frühe Faceliftings spricht
Durch geschickte Inszenierung mit Licht und Filtern wird jungen Menschen in den sozialen Medien vorgegaukelt, welche Schönheitsideale angeblich einfach erreichbar sind. Das führt dazu, dass Faceliftings auch für Personen mit Mitte 20 wieder beliebter werden, ein Trend, der mit Vorsicht zu genießen ist: Ein zu frühes und tiefes Eingreifen wie gar das Absaugen von Fettzellen im Gesicht führt zu einem Einfrieren und Erstarren des Gesichtes – erfahrungsgemäß kämpfen Patientinnen, die früh viel haben machen lassen, ihr Leben lang darum, einen sehr rigiden Eindruck aufrechtzuerhalten. Dennoch sieht man ihnen an, dass sie eigentlich gealtert sind.

Frischekuren für die Haut?
Das Aussehen der Haut hat bekanntermaßen den größten Einfluss auf den Eindruck von Jugendlichkeit. Deshalb setze ich auf Möglichkeiten, der Haut Frischekuren zukommen zu lassen: Peelings in der richtigen Dosierung, schonende Behandlungen wie Microneedling und Radiofrequenz, sorgfältig und sparsam dosiertes Hyaluron, um die wasserspeichernden Eigenschaften der Haut wieder zu boosten.

Peelings als Gamechanger
Müde Frühlingshaut profitiert am stärksten von Peelings, um tote Hornschuppen abzubauen und für eine tiefgreifende Erneuerung der Dermis zu sorgen. Aufgrund der jahreszeitlich bedingten erhöhten Sonneneinstrahlung empfiehlt sich der Sommer naturgemäß nicht für Peelings, aber in Herbst, Winter und Frühling sind Peelings der wichtigste erste Schritt zur Hautpflege in der Ästhetischen Medizin. Bei erhöhter Sonnenstrahlung kommen selbstverständlich nur zarte Peelings mit Trichloressigsäuren und Fruchtsäuren zur Anwendung. Welches Peeling angewendet werden kann, ist naturgemäß auch auf den Hauttyp abzustimmen, und das schon im Vorhinein: Hauttyp 2 bis 3, die zu sehr schnellem Bräunen neigen, zeigen ebenso eine starke Neigung zu postinflammatorischer Hyperpigmentierung. Das führt dazu, dass schon bei schonender Peeling- oder Laserbehandlung eine Überproduktion von Pigmenten einsetzt. Dieser kann durch die Vorbereitung der Haut mit speziellen Cremes vorgebeugt werden. Auch bei Peelings gilt: Nicht den Sonnenschutz vergessen! Gerade nach einer Behandlung ist die Haut sehr empfindlich und benötigt einen hohen Sonnenschutzfaktor, auch wenn Sonne natürlich so weit wie möglich vermieden werden muss.

Schonend in die Haut – Microneedling und Radiofrequenz
Die Haut verletzen, um sie durch die Selbstheilungskräfte zu Regenerationsprozessen anzuregen – das ist das Prinzip von Microneedling und Radiofrequenz-Behandlungen, wie es auch das „Anti-Aging Lab“ der University of Pennsylvania empfiehlt. Aufbauend auf dem Stich-Phänomen löst man beim Microneedling winzige Verletzungen in der Haut und damit die hauteigenen Regenerationsprozesse aus. Mit dem Microneedling-Pen mit acht bis 16 kleinen Nadeln lässt sich die Stichtiefe individuell variieren, die sanftesten Behandlungen sind hier ohne Ausfall möglich. Mit mono- und biopolarer Radiofrequenzenergie erwärmen wir die tieferen Hautschichten, um ein Zusammenziehen der kollagenen und elastischen Fasern auszulösen und damit eine Straffung der Haut zu erreichen. Bei der Behandlung entsteht ein angenehmes, warmes Gefühl wie bei einer Hot-Stone-Massage, die Patienten sind sofort danach wieder einsatzfähig.

Auch wenn sich die Abbauprozesse der Haut sowie die Alterung allgemein nicht aufhalten lassen – und auch nicht geleugnet werden sollten –, gibt es doch schonende Zugänge, die eine sanfte und damit verlangsamte Alterung ermöglichen. Eine Akzeptanz der eigenen Alterung und regelmäßige Prophylaxe, um Abbau zu verhindern, sind der Schlüssel zu einem „Slow Aging“, wie es die Schönheitsmedizin begleiten kann.

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TEXT VON

Dr. med. univ. Eva Wegrostek

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