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Acht Regeln für minimalinvasive ästhetische Behandlungen

Es gibt viele verschiedene Gründe, warum Frauen und Männer sich für minimalinvasive ästhetische Behandlungen entscheiden. Um die für Patientinnen und Patienten optimalsten Ergebnisse zu erzielen, sollten sich Behandler an wichtige Grundregeln halten.

Regel 1: Sicherheit geht vor
Die Ergebnisse von minimalinvasiven ästhetischen Behandlungen mit Botulinumtoxin, Hyaluron-Fillern und biokompatiblen Fäden sind zwar nicht dauerhaft, trotzdem können bei unsachgemäßem Umgang mit den Materialien oder fehlender Kenntnis der Anatomie des Gesichts Fehler geschehen. Dann entstehen Asymmetrien und Über- oder Unterkorrekturen, die vor allem Folgen für die Psyche und das Selbstwertgefühl der Patientinnen und Patienten haben. Um dies zu vermeiden, sollten Behandler sich vorab fortbilden – am besten mit integrierten praktischen Übungen an Patientinnen und Patienten. Es ist wichtig, dass Sie die neuesten Techniken und Materialien kennen und wissen, bei welchen Indikationen welche Produkte zum Einsatz kommen. Sie müssen außerdem die Anatomie des Gesichts kennen und wissen, wie sich eine Behandlung auch auf die umliegenden Bereiche der Haut auswirkt.

Regel 2: Die Patienten äußern Wünsche, die Ärzte führen aus
„Bei Ihren Lippen können wir etwas machen. Die sollten voller wirken.“ Das klingt plump und ist es auch. Aufgabe
seriöser Ärzte, die ästhetische Behandlungen anbieten, ist es nicht, ihre Patientinnen und Patienten auf ihre
Makel hinzuweisen. Dies ist nicht nur unseriös, es besteht auch die Gefahr, dass ohnehin schon unsichere Menschen noch stärker an ihrem äußeren Erscheinungsbild zweifeln. Und das ist das Gegenteil dessen, was minimalinvasive ästhetische Behandlungen erreichen sollten. Vielmehr geht es darum, auf die Wünsche der Patientinnen und Patienten einzugehen –, um dann gemeinsam zu besprechen, welche Ergebnisse realistisch zu erwarten sind. Dazu gehört auch, Patientinnen und Patienten ehrlich mitzuteilen, dass manche Wünsche nicht erfüllt werden können.

Regel 3: Gesamtes Erscheinungsbild im Blick behalten
Möchten Patientinnen und Patienten ihre störende Zornesfalte loswerden, reicht es in der Regel, sie mit Botulinumtoxin zu behandeln. Grundsätzlich sollten Behandler jedoch darauf achten, dass die Ergebnisse zum Gesamtbild des Gesichts passen. Führt eine Botulinumtoxin-Injektion auf der Stirn beispielsweise dazu, dass das obere Drittel des Gesichts plötzlich viel straffer wirkt als der untere Bereich, ist das Gesamtbild nicht stimmig. Daher geht der neueste Trend der Ästhetischen Medizin in die Richtung, mehrere Behandlungsoptionen miteinander zu kombinieren, um ein optimales Ergebnis zu erzielen. So lassen sich mit wenigen Handgriffen beispielsweise gleichzeitig Lippenfältchen mit einer Lippenvergrößerung sowie einer Behandlung der Kinnlinie verknüpfen, sodass der gesamte Bereich harmonisch zusammenpasst.

Regel 4: Wenig Schmerzen, kaum Narben, keine Ausfallzeiten
Der große Vorteil von minimalinvasiven Behandlungen ist, dass sie in der Regel ambulant durchgeführt werden können. Die Patientinnen und Patienten können ihrem gewohnten Alltag meist direkt wieder nachgehen. Nachuntersuchungen sind nicht notwendig, Patientinnen und Patienten erhalten lediglich Anweisungen, wie sie zu Hause mit den behandelten Arealen umgehen müssen – für eine einwandfreie Abheilung und ein bestmögliches Ergebnis. Dies gelingt jedoch nur, wenn die Behandler optimal arbeiten und die Patienten sich an die Regeln wie z. B. Sportverzicht und die richtige Schlafposition halten.

Regel 5: Eingriffe sind nicht sofort sichtbar
„Wow, du siehst heute so erholt und frisch aus. Wie machst du das?“ Das ist die Reaktion, die Menschen hören wollen, wenn sie nach einem Fadenlifting auf alte Bekannte stoßen. Keiner möchte mehr mit der Frage „Hast du was machen lassen?“ konfrontiert werden. Es ist also wichtig, die Korrekturen immer dem natürlichen Aussehen und selbstverständlich auch dem Alter der Patientinnen und Patienten anzupassen. Ein straffes Gesicht und faltige Hände passen nicht zusammen und verraten sofort, dass hier wohl etwas nachgeholfen wurde.

Regel 6: Seelische Folgen immer berücksichtigen
In einer Befragung der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie e.V. (DGÄPC) gaben 61,7 Prozent* der Patientinnen und Patienten an, sich aufgrund eines ästhetischen Leidensdrucks für einen Eingriff entschieden zu haben. Das zeigt, wie sensibel das Thema ist. Behandler sind also nicht nur dafür zuständig, Falten zu minimieren oder einen Höcker auf der Nase zu korrigieren, sie versuchen mit der Behandlung ebenso, einigen ihrer Patientinnen und Patienten das fehlende Selbstbewusstsein zurückzugeben – das ist zumindest die Erwartung bzw. der Wunsch vieler Menschen. Wichtig ist daher, dass das Ergebnis möglichst gut den Vorstellungen entspricht.

Regel 7: Patienten der Ästhetischen Medizin meist Stammpatienten
Eine Patientin lässt sich ihre Nasolabialfalte mit Hyaluron minimieren und die Stirn mit Botulinumtoxin glätten. Nach etwa sechs Monaten lässt das Ergebnis nach. Bei den meisten Patientinnen und Patienten führt das dazu, dass sie eine erneute Behandlung in Betracht ziehen. Daher sollten Behandler immer im Hinterkopf behalten, welche Methoden besonders nachhaltig sind und clever miteinander kombiniert werden können, um den Patientinnen und Patienten langfristig das gewünschte Aussehen bieten zu können.

Regel 8: Diagnose und Ergebnisse mithilfe von Fotos dokumentieren
Bevor Behandler mit einem Eingriff beginnen, müssen sie eine medizinische Diagnose stellen und diese auch anhand von Fotos festhalten. Das sind die sogenannten Vorher-Bilder. Sie dienen dazu, die Ergebnisse der Behandlung mit dem vorherigen Zustand abzugleichen. Diese Dokumentation ist in vielerlei Hinsicht wichtig. Zum einen führen die Bilder Patienten die Veränderungen noch einmal vor Augen. Zum anderen können sie für eventuelle Streitigkeiten bezüglich einer vermeintlich fehlerhaften Behandlung nützlich sein.

  • DGÄPC-Statistik 2018–2019: Zahlen, Fakten und Trends der Ästhetisch-Plastischen Chirurgie, S. 12.

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TEXT VON

Dr. med. Johannes Müller-Steinmann

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